Corona-konformer Chor: Singknaben begeistern mit Uraufführung in der St.Ursenkathedrale

Trotz der Tatsache, dass die Liedtexte wegen der Schutzmasken leicht unverständlich waren, überzeugte das Konzert der Solothurner Singknaben am Samstag voll und ganz.

Mit allen in der jetzigen Coronazeit notwendigen Massnahmen machten der Chor der Singknaben der Ursenkathedrale und sein Leiter Andreas Reize am Samstag zwei Konzertauftritte möglich. Fürs Publikum bot sich mit den mit Gesichtsmaske singenden Kindern und Jugendlichen zwar ein ungewohnter Anblick. Aber wenigstens sah und erlebte man wieder einmal den Chor, auch wenn die Liedtexte nur undeutlich zu verstehen waren.

Dafür aber konnten sich die Zuhörenden den vielfältigen Formen der geistlichen Chormusik aus dem 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart, die das Jahresprogramm 2020 beinhaltete, konzentriert widmen. Im hohen Kirchenraum St. Urs liessen die Chorstimmen ein fast unwirkliches, schwebendes Klanggeschehen entstehen, das an einen Engelschor denken liess. Begeisternd wie immer waren die exakte Vielstimmigkeit, der leuchtende Sopran sowie die interpretierende Gestaltung von Wort und Musik.

Eindrückliche Uraufführung von «Arigs Bärze»
Unter dem Pseudonym Lenos Lenophyllum, das der Botanik entlehnt ist, hat der 27-jährige Komponist Dominic Röthlisberger in diesem Jahr ein Werk für den Männerchor der Singknaben geschrieben. Es handelt sich um eine Klanginszenierung ohne Worte, die, aufbauend auf einen ostinaten Grundton, im Zuhörenden Bilder der gegenwärtigen, von Angst besetzten Weltverfasstheit hervorruft. Die Männerstimmen gestalteten diese Uraufführung akustisch eindringlich im Chorgestühl des Altarraums.

Zuvor waren mit Johann Pachelbel (1653-1706), Orlando di Lasso (1532-1594), Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525-1594), Melchior Frank (1579-1639) und Johann Michael Bach (1648-1694) – Schwiegervater von Altmeister Johann Sebastian – Perlen würdevoller, vom Glauben erfüllter Kirchenmusik erklungen. In deren schwungvoller Tradition komponierten der aus Vaduz stammende Joseph Rheinberger (1839-1901), der Dramatiker Anton Bruckner (1824-1896) mit seinem «Ave Maria» und Claudio Monteverdi (1567-1643) in melodischer Pracht. Der 44-jährige Spanier Josu Elberdin steuerte «Ubi caritas» und Anders Edenroth (geb. 1963) sein weltliches, fein rhythmisiertes «Chili con Carne» bei.

Die Singknaben verfügen neben ihrem geistlichen Repertoire bekanntlich auch über volkstümliche und zeitgenössisch «rassige» Stücke. Benjamin Guélat begleitete einige Programmteile angenehm mit dem Chor verschmelzend an der Truhenorgel. Die Leistung des gesamten Chors, der trotz Maske sehr kraftvoll wirkte, forderte dem Publikum in viel Beifall ausgedrückten Respekt ab.

 

Zum Beitrag der Solothurner Zeitung