Singen in «Zoomien» – Der Blick hinter die Kulissen

Der 29. Februar 2020 war ein besonderer Tag. Viel weniger wegen der kalendarischen Bedeutung als aus Sicht eines Singknaben. Der Chor hätte am Abend – es war ein Freitag – am Gottesdienst in der St. Marien Kirche in Solothurn singen sollen. Es kam anders. Der Auftritt wurde aufgrund der beschlossenen Massnahmen des Bundes gegen das Coronavirus abgesagt. Während unsere Tochter an diesem Abend ministrierte, denn der Gottesdienst fand trotzdem statt, sass unser Singknabe Gabri Cem auf einer der Kirchenbänke. Keine Auftritte zu haben, waren für ihn kein Weltuntergang. Die Proben fanden ja weiterhin statt. Bis am 13. März der Lockdown beschlossen wurde.

Wiederaufnahme der Proben

Der anfängliche Enthusiasmus jeglichem Unterricht fernbleiben zu dürfen, schwand rasch. Unser Singknabe, der sein musikalisches Können selten zu Hause zum Besten gibt, legte mit den Worten «mir isch längwilig» zu einem kontinuierlichen Singsang auf. Da war es für uns alle ein Lichtblick, als die Proben wieder anfingen. Zoom hiess die neue Zauberwelt, die ein gemeinsames Singen wieder möglich machen sollte. Obwohl Zoom für uns Eltern kein Neuland war, hatten wir unsere anfänglichen Schwierigkeiten damit. Zum Beispiel mussten wir es auf die harte Tour lernen, dass 20 Prozent Batterieleistung unseres Laptops für eine Stunde Proben nicht optimal ist. Oder dass unser Wi-Fi nur knapp reicht, wenn nebenbei zwei weitere Personen im Internet unterwegs sind und unser Singknabe am Zoomen. Auch das Zimmer aufräumen war schwierig, was damit endete, nach einer geeigneten Ecke zu suchen, damit das Chaos im Monitor nicht gleich sichtbar wird. Dennoch hatte sich die neue Probeform schnell etabliert. Endlich konnte unser Singknabe wieder geführt singen und wir durften sogar zuhören. Auch wenn er darauf bestand alleine in seinem Zimmer hinter verschlossener Türe an den Zoom-Meetings teilzunehmen, drang die eine oder andere Ton zu uns. Manchmal haben wir insgeheim darauf gehofft, dass sich ein Einstellungsproblem ergibt, um zumindest einmal einen Blick auf den virtuellen Proberaum zu erhaschen.

Highlights

Unser Singknabe mag es strukturiert. Daher war die Durchführung des Singlagers in der digitalen Welt eine willkommene Bereicherung für unseren Ferienalltag. Hühnerhautmomente hatten wir beim Abspielen des Muttertagsständeli. Der von Calvin Falter organisierte Muttertagsgruss, wurde von Gabri Cem leider nicht gesanglich unterstützt. Diesmal lösten die Worte «freiwillige Teilnahme» einen motivatorischen Lockdown bei unserem 9-Jähirigen aus. Es fuchste ihn dann schon ein wenig, als er seine Freunde singend und die Mutter gerührt sah.

Es war eine spannende Zeit. Unser sonst sehr aktiver Singknabe hatte einen ruhigeren Alltag mit viel Beisammensein mit der Familie. Es war schön, diese Zeit teils musikalisch verbracht haben zu dürfen. Auch wenn dies in «Zoomien» stattfand, wie es Andreas Reize in einer seiner MeetingEinladung im Mail genannt hatte. Wir sind unendlich dankbar für diese Bereicherung in dieser speziellen Zeit.

Familie Kammer mit dem Altisten Gabri Cem

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